Mobile Tierhaltung im Norden Eurasiens im Kontext des globalen Wandels

Am Institut für Ethnologie der Universität Hamburg befasst sich die Gruppe um Prof. Dr. Habeck mit qualitativen sozialwissenschaftlichen Forschungen über mobilen Pastoralismus im Norden Eurasiens und in Innerasien. Im Norden Eurasiens liegt der Schwerpunkt auf den Perspektiven der Rentierhaltung und den Gruppen, deren Wirtschaft und Kultur stark mit der Rentierhaltung verbunden ist. Klimaveränderungen wirken in vielfacher Weise auf die Rentierhaltung ein. Gleichzeitig prägt die Rentierhaltung die ökologische Dynamik in vielen Teilen Nordeurasiens, wie u.a. laufende Forschungen in Finnland zeigen. Ähnlich lässt sich für die Mongolei feststellen, dass die mobile Tierhaltung (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde) ökonomisch und ökologisch von großer Bedeutung ist – auch hier gehen Klimawandel und Veränderungen der Weiden und Wälder mit gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Wandel einher. Daher sind Analysen der Landnutzungsprobleme und -perspektiven auf transdisziplinäre Forschung angewiesen. Der Beitrag der Ethnologie besteht in qualitativen Analysen der Mensch-Umwelt-Beziehungen, der Praxis der Tierhaltung und der Probleme und Hoffnungen der Landnutzer:innen.

J. Otto Habeck, Kirill Istomin und Roza Laptander sind am Forschungsprojekt CHARTER beteiligt, das von der Europäischen Kommission (Horizon 2020, Grant #869471) finanziert wird (2020-2025). CHARTER steht für „Drivers and Feedbacks of Changes in Arctic Terrestrial Biodiversity“.

Forschungsfragen

  • Wie hat sich der Übergang von sozialistischer Planwirtschaft zu marktwirtschaftlichen Prinzipien auf die mobile Tierhaltung in Russland und der Mongolei ausgewirkt?
  • Welche Probleme und Perspektiven werden von indigenen und anderen Landnutzer:innen in Sápmi und in anderen zirkumpolaren Regionen formuliert?
  • Wie lassen sich nachhaltige Formen der Landnutzung in der Arktis und Subarktis erreichen bzw. stärken?
  • Welche Rolle spielt die Rentierhaltung in Hinblick auf die Linderung der Folgen des Klimawandels? (Hier sind die Wechselwirkungen zwischen Beweidung, Permafrost, Vegetation und Albedo zu berücksichtigen.) Wie lassen sich indigene und wissenschaftliche Ansätze der Umweltwahrnehmung und -forschung miteinander verknüpfen?

Methoden

  • Leitfaden-Interviews
  • Teilnehmende Beobachtung
  • Oral History
  • Qualitative Inhaltsanalyse

Verantwortlicher

Prof. Dr. J. Otto Habeck, Institut für Ethnologie, Universität Hamburg

Förderung durch die DAAD-Stiftung

Seit dem Beginn der Vergabe von Ulla-Johansen-Stipendien durch die DAAD-Stiftung (2012) waren fünf Stipendiat:innen am Institut für Ethnologie der Universität Hamburg zu Gast, eine weitere Stipendiatin wird zum Oktober 2024 erwartet. Zweck der Stipendien ist die Förderung von Nachwuchswissenschaftler:innen, die sozial- und kulturwissenschaftliche Forschungen mit Bezug auf Sacha (Jakutien) durchführen.

cattle in mogolia
Foto: J. Otto Habeck, Terelj, Mongolei, 03/2019