Alpine Gletscher und ihre Rolle im Erdsystem

Gebirgsgletscher sind sensible Klimaindikatoren, denn Sie reagieren auf Temperatur- und Niederschlagsänderungen in ähnlichen Zeiträumen, in denen sich das Klima ändert. Schon geringe Temperaturänderungen können zu ausgeprägten Veränderungen von Gletscherlänge und Volumen führen. Deshalb gelten Gletscher als Früherkennungssysteme für weltweite Erwärmungstrends.
Darüber hinaus beeinflussen Gletscher als Wasserspeicher die lokalen Ökosysteme und den Lebensraum von Menschen. In Hitzeperioden beispielsweise spenden Gletscher mehr Wasser durch stärkeres Abschmelzen und können dadurch den Wasserstand der Flüsse ausgleichen.
Der Schwerpunkt unserer Arbeitsgruppe liegt auf Gebirgsgletschern und deren Wechselwirkung mit ihrer Umwelt. Ähnliche Fragestellungen werden auch für Gletscher in den Polarregionen untersucht. In den Alpen konzentrieren sich die Untersuchungen auf die bayerischen Gletscher und den Vernagtferner im österreichischen Ötztal. Internationale Arbeitsgebiete umfassen norwegische Gletscher und Eiskappen sowie Gletscher in Asien vom Pamir bis zum Himalaya. Für die Polargebiete konzentrieren sich die Arbeiten aktuell auf die Stabilität der Schelfeise der Antarktis und Grönland und deren Auswirkung auf den Massenverlust der großen Eisschilde.

Forschungsfragen

  • Wie reagieren Gletscher auf gegenwärtige und zukünftige Klimaänderungen?
  • Wie spielen lokale Faktoren und Klimaänderungen zusammen und beeinflussen das Verhalten von Gletschern?
  • Wie beeinflussen spezifische Phänomene die zeitliche Entwicklung von Gletschern, z.B. wie groß ist der Einfluss von Schutt auf der Eisoberfläche auf das Schmelzen von Gletschern?
  • Welche Schlüsselgrößen haben die größte Wirkung auf die Reaktion der Gletscher bei Klimaänderungen?

Methoden

  • Geodätische und glaziologische Messungen vor Ort, um rezente Massenänderungen der Gletscher zu dokumentieren
  • Auswertung von optischen und Radar-Satellitendaten zur Bestimmung von Fließgeschwindigkeiten und Höhenänderungen der Gletscher
  • Numerische Modellierung der Eisdynamik von Gletschern und deren Wechselwirkung mit ihrer Umwelt
  • Kombination von Beobachtungen und numerischer Modellierung – Nutzung moderner Datenassimilationstechniken

Verantwortliche

Dr. Christoph Mayer, Erdmessung und Glaziologie, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München

Dr. Martin Rückamp, Erdmessung und Glaziologie, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München

Dr.-Ing. Anja Wendt, Erdmessung und Glaziologie, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München

Projekte mit unserer Beteiligung

Klimasensitivität von Schelfeisen an der westlichen Antarktischen Halbinsel (CSAPIS)  

(seit 2022)

Bestimmung der Paleo-Dynamik und des Sedimenttransports von Antarktischem Eisfluss über die Gründungslinie – von der Quelle zur Senke

(2015-2020)

Greenland Ice sheet/Ocean interaction (GROCE II)

Kooperation mit Prof. Angelika Humbert (AWI)